Im Folgenden geht es um das Thema Nachteilsausgleich und Notenschutz. Dabei handelt es sich um eine besondere Form der Unterstützung für Kinder und Jugendliche mit Lernschwierigkeiten. Ihnen wird somit, je nach Schwierigkeit, das Lesen, Schreiben oder Rechnen erleichtert. Was genau darunter zu verstehen ist, welche Möglichkeiten des Nachteilsausgleiches es gibt und was Notenschutz überhaupt bedeutet, klären wir in diesem Beitrag.
Der Nachteilsausgleich
Zunächst einmal ist der Nachteilsausgleich in den Bundesländern unterschiedlich geregelt. Beispiele die im Folgenden genannt werden beziehen sich exemplarisch auf das Bundesland Berlin. Der Nachteilsausgleich erfolgt rechtlich betrachtet aus dem Gebot der Chancengleichheit. Das heißt, es geht darum, dass man versucht Kinder mit Lese- und Rechtschreibschwierigkeiten (LRS) ihren Nachteil auszugleichen, damit sie die gleichen Ziele erreichen und ihr Leistungsvermögen genauso darstellen können, wie andere Kinder. Dafür bedarf es in der Regel spezielle Lerngegebenheiten. Pädagogen/-innen können beispielsweise als erste Maßnahme die Bearbeitungszeit verlängern oder spezielle Arbeits- und Hilfsmittel zulassen. Dabei kann es sich zum einen um die Verwendung eines Wörterbuchs handeln. Oder man ermöglicht das Abspielen und Aufnehmen von Audio-Dateien, wenn zum Beispiel ein Aufsatz geschrieben wird. Es geht auch darum, dass man die Möglichkeit hat schriftliche Lernerfolgskontrollen mündlich abzufragen, wie zum Beispiel bei Vokabeltests.
Ferner geht es auch um methodisch-didaktische Hilfen. So könnte man die Möglichkeit eröffnen Texte anders zu gliedern, andere Schriftarten zu wählen oder eventuell auch das Schreiben am Computer zu involvieren. Möglichkeiten gibt es also sehr viele. Für Kinder mit einer Rechenschwäche (RS) gibt es natürlich auch Formen des Nachteilsausgleichs. So hilft ihnen zum Beispiel häufig schon zusätzliches Anschauungs-, Informations- und Lernmaterial. Auch gibt es mehr Bearbeitungszeit oder man darf Merkhilfen verwenden. Im Zusammenhang mit dem Nachteilsausgleich hört man meist auch von dem Notenschutz, doch was bedeutet das eigentlich?
Der Notenschutz
Der Notenschutz greift, wenn der Nachteilsausgleich nicht mehr ausreicht. Dieser soll verhindern, dass die Kinder auf dem Zeugnis ein Mangelhaft oder ein Ungenügend bekommen und somit nicht in ihrer Lernentwicklung oder in ihrer Lernmotivation gebremst werden. Auch sollen sich Lernschwierigkeiten nicht noch verstärken. Notenschutz bedeutet ganz konkret, dass man auf die Bewertung der Rechtschreibung in einigen Fächern oder in allen Fächern und auch auf die Bewertung von Leseleistung verzichtet. Stattdessen gibt es ein Bemerkungsfeld mit einem verbalen Hinweis auf den individuellen Kompetenzzuwachs des Kindes. Darin steht, welche Fortschritte gemacht wurden oder woran es gearbeitet hat.
Zusätzlich kommt beim Notenschutz insbesondere der seelischen Entlastung eine wichtige Rolle zu. Dies gilt für alle Beteiligten, da bei Kindern mit LRS und RS die Anstrengungsbereitschaft seltenst in Relation zu der Note stehen kann. Das wiederum führt zu einer immensen Frustration, denn die Kinder können sich so eigentlich gar nicht als kompetent erleben, wenn sie normal benotet werden und trotz aller Bemühungen eine schlechte Note ernten. Insofern ist der Notenschutz eine ganz wichtige Maßnahme. Er schützt die Kinder mit LRS und RS und hält ihre Lernmotivation aufrecht.
Unterstützung durch Lehrer/-innen und die Klassengemeinschaft
Lehrer und Lehrerinnen können diese Schülerinnen und Schüler aber auch noch auf eine andere Art und Weise unterstützen. Man darf nicht vergessen, dass die Kinder, die diese Schwierigkeiten haben häufig unter einem ganz großen Leidensdruck stehen. Sie merken, dass ihre Lese- und Schreibentwicklung anders oder langsamer verläuft, als bei den Mitschülern. Sie sind dem täglichen Vergleich ausgesetzt und ihr Blick auf sich selbst ist dabei häufig sehr defizitorientiert. Empfehlenswert ist zum Beispiel einfach mal zu versuchen die Dramatik herauszunehmen und ihnen ganz selbstverständlich bewusst zu machen, dass eben alle Menschen verschieden sind und verschieden lernen und das auch gut so ist. In der Klasse sollten also auch Gespräche über Stärken und Schwächen stattfinden, denn es bleibt häufig nicht unbemerkt, dass bei einem Kind vielleicht keine Note unter der Rechtschreibarbeit steht und dann Diskussionen losgehen, warum das so ist.
Somit ist es wichtig, dass die Mitschüler und Mitschülerinnen verstehen, warum jemand mit einer LRS oder RS im Unterricht anders behandelt wird. Offene Kommunikation ist hier das Zauberwort. Wenn man also darüber spricht, warum eben manche Kinder andere Unterstützung bekommen und dies einbettet in den Kontext von Stärken und Schwächen, dann bringen Mitschüler auch ganz schnell ein, dass sie zum Beispiel selber etwas nicht so gut können. Diese Gespräche fördern das gegenseitige Verständnis und auch den Respekt und die Rücksichtnahme. Auch empfiehlt es sich als Lehrer/-in ganz besonders die Fähigkeiten und die Stärken von Kindern mit LRS oder RS im Blick zu haben. So kann zum Beispiel ein Kind mit LRS oder RS sehr gut im Schwimmen sein, Bilder malen oder Geschichten erzählen. Da lohnt es sich diesem Kind dafür auch mal die Bühne zu geben und es scheinen zu lassen.
Unterstützung durch Lerntherapeuten/-innen
Trotz Nachteilsausgleich und Notenschutz steckt in den meisten Kindern der Wunsch besser zu werden, in dem, was sie noch nicht beherrschen. Sie möchten endlich wieder normal im Unterricht mitkommen und nicht auf den Nachteilsausgleich oder den Notenschutz angewiesen sein. Hierbei lohnt es sich Lerntherapeuten/-innen mit ins Boot zu holen. An den Duden Instituten für Lerntherapie handelt es sich dabei um die sogenannte integrative Lerntherapie. Die Lerntherapie ermöglicht, dass man an den grundlegenden Lerninhalten im Bereich Lesen, Schreiben oder Rechnen arbeitet. Daneben werden Bestandteile aus anderen Therapien beziehungsweise Trainingsverfahren und aus psychotherapeutischen Verfahren integriert. Je nach Anforderung gehören dazu auch Bestandteile der Ergo-, der Spiel-, der Gesprächs- und der Familientherapie. Somit entsteht ein ganz individueller Lernraum für das Kind in dem man nicht defizitorientiert sondern ergebnisorientiert arbeitet. Dem Kind sollen durch entdeckendes Lernen möglichst viele Erfolgserlebnisse ermöglicht werden, die das angekratzte Selbstwertgefühl und die Selbstwirksamkeit wieder aufbauen.
Wenn Sie mehr zu uns und unserem Team erfahren möchten, dann können Sie zu jeder Zeit unseren Ansprechpartner des Duden Insituts für Lerntehrapie in Aachen kontaktieren. Wir freuen uns auf Sie!