In diesem Blogbeitrag werfen wir einen Blick in eines der leistungsstärksten Rechenzentren – unser Gehirn. Was passiert eigentlich in unseren Köpfen, wenn wir rechnen? Und welche Unterschiede zeigen sich bei Personen, die an einer Dyskalkulie leiden? Diesen Fragen wollen wir auf den Grund gehen.
Wo rechnet unser Gehirn?
Der Aufbau unseres Gehirns ist sehr komplex. Es besteht aus Milliarden von Nervenzellen – den Neuronen. Diese Neuronen sind in Netzwerken angeordnet und bilden somit verschiedene Module für unterschiedlichste Aufgaben. Und auch diese Module sind wiederum miteinander vernetzt. Für das Rechnen werden viele unterschiedliche Bereiche im Gehirn benötigt. Es werden beispielsweise sprachliche und visuelle Zentren aktiviert, aber auch Kontrollzentren und spezielle Zentren für das Rechnen. Dehaene (1992) beschreibt diese verschiedenen Bereiche im sogenannten Triple-Code-Modell. Dem Modell zu Folge verarbeitet man Zahlen auf drei verschiedene Arten im Gehirn. Zunächst nennt Dahaene den „auditory verbal code“. Dieser dient der sprachbasierten Verarbeitung, beispielsweise wenn eine gesprochene oder geschriebene Zahl (z. B. „zwanzig“) verarbeitet wird.
Weiterhin wird der „visual arabic code genannt“, welcher zur Verarbeitung der geschriebenen Zahlsymbole benötigt wird (z. B. „20“). Zuletzt gibt es den „analogue magnitude code“, dieser repräsentiert die Menge einer Zahl, beispielsweise bei der Vorstellung der Zahl 20 auf einem Zahlenstrahl.
Was ist bei Menschen mit Dyskalkulie anders?
Jedem dieser Codes kann ein bestimmtes Hirnareal zugeordnet werden (vgl. Dahaene, 1999). Eines dieser speziellen Zentren ist der sogenannte intraparietale Sulcus. Dieser ist für die Repräsentation von Mengen (analogue magnitude code) zuständig. Bei Menschen mit einer Dyskalkulie zeigt sich, dass dieser Bereich weniger stark aktiviert ist als bei Menschen ohne Rechenschwäche (von Aster, 2017). Es fällt ihnen also erheblich schwerer sich Mengen vorzustellen und mit diesen zu rechnen. Die Gründe für diese organischen Defizite sind vielfältig, weshalb wir diese in einem späteren Blogeintrag näher erläutern werden.
Lerntherapie trainiert das Gehirn
Diese organischen Ursachen einer Rechenschwäche im Gehirn müssen noch lange nicht bedeuten, dass Kinder mit diesen Defiziten niemals Rechnen lernen können! Durch gezieltes Training der entsprechenden Hirnstrukturen kann es gelingen, das Gehirn wie einen Muskel zu stärken und die Aktivierung in diesen Bereichen zu fördern. Diese Art von Training ermöglicht beispielsweise eine Lerntherapie.
Ansprechpartner
Das Duden Institut für Lerntherapie in Aachen bietet Lerntherapien für Schüler*innen jeden Alters an. Unsere qualifizierten Mitarbeiter*innen unterstützen sowohl in dem Fachbereich Lese-Rechtschreibschwäche als auch im Fachbereich Rechenschwäche. Wenn Sie mehr zu den Angeboten des Instituts erfahren möchten oder einen Austausch wünschen, können Sie jederzeit unseren Ansprechpartner kontaktieren. Wir freuen uns von Ihnen zu hören!
Quellenverzeichnis:
Dehaene, S. (1992). Varieties of numerical abilities. Cognition, 44, S. 1–42.
Dehaene, S. (1999). Der Zahlensinn oder Warum wir rechnen können. Basel: Birkhäuser Basel. https://doi.org/10.1007/978-3-0348-7825-8
Von Aster, M. (2017). Dyskalkulie. Wenn Kinder nicht rechnen lernen. In L. Huck & A. Schulz (Hrsg.), Lerntherapie und inklusive Schule (S. 107–119). Berlin: Dudenverlag.