Lernen und Lernschwierigkeiten – Vorurteile und Mythen

Lernen

„Musik hilft beim Lernen!“

„Mädchen können kein Mathe!“

„Lernschwierigkeiten können vererbt werden!“

Bei diesen Aussagen handelt es sich um Beispiele von Vorurteilen und Mythen, denen man beim Thema Lernen und Lernschwierigkeiten häufiger begegnet. In diesem Beitrag räumen wir mit diesen und noch weiteren Vorurteilen und Mythen auf und klären was stimmt und was nicht.

„Lernschwierigkeiten können vererbt werden!“

Dass diese Frage schwierig zu beantworten ist, weiß auch Dr. Lorenz Huck, welcher als Psychologe, Lerntherapeut und Geschäftsführer in der Zentrale der Duden Institut für Lerntherapie in Berlin tätig ist: „Es gibt Untersuchungen im Bereich Lese-Rechtschreib-Schwäche, die zeigen, dass bestimmte Genorte oder Veränderungen an bestimmten Genorten überzufällig häufig bei Personen auftreten, die später eine Lese-Rechtschreib-Schwäche entwickeln. Und man weiß aus der Verschaltung dieser Genorte, mit dem was im Gehirn passiert, dass die was mit der Sprachverarbeitung zu tun haben. Es gibt aber keinen Automatismus! Man kann also diese Genveränderung haben und trotzdem ganz normal Lesen und Schreiben lernen. Ich sage dann auch Eltern immer: wenn sich was vererbt, dann ist das höchstens eine unspezifische Voraussetzung dafür, dass vielleicht bei einem Kind mal eine Lese-Rechtschreib-Schwäche auftreten. […] Lesen und Schreiben lernen ist ja ein unheimlich komplexer Entwicklungsprozess, an dem auch alle möglichen Leute beteiligt sind. Z.B. bestimmte und weniger geschickte Lehrkräfte, verständnisvolle und etwas ungeduldiger Eltern, das Kind mit seinen Interessen und Neigungen abgesehen vom Lesen und Schreiben. […] Das ist ja ein unheimlich komplexer Prozess und erst durch das Ergebnis dieses komplexen Zusammenwirkens wird dann irgendwann mal eine Lese-Rechtschreib-Schwäche daraus.“

Somit ist schonmal klar, ein komplexer Prozess wie dieser, lässt sich natürlich nicht als Ganzes vererben! Doch wie sieht es mit geschlechterspezifischen Vorurteilen aus?

„Mädchen können kein Mathe!“

In der Pisa-Studie von 2018 schnitten die deutschen Mädchen tatsächlich durchschnittlich etwas schlechter ab, als die Jungs. Dies ist aber nicht in allen Pisa-Ländern so und dieser Unterschied wurde in den letzten Jahren immer kleiner. Ein wichtiger Grund für die geringeren Leistungen der Mädchen ist deren mangelndes Selbstvertrauen in ihre Mathematikfähigkeiten. Rechnet man diesen statistisch heraus, schrumpft der Unterschied und ist teilweise gar nicht mehr feststellbar. In Untersuchungen wie Pisa stellt man natürlich auch fest, dass es sehr viele leistungsstarke Mädchen gibt. Überhaupt sind die Unterschiede zwischen den starken und den schwachen Schülern und Schülerinnen viel größer, als die Unterschiede zwischen den Geschlechtern. Das Mädchen Mathe können, kann man zudem daran sehen, dass es einige sehr bedeutender Mathematikerinnen gibt. So gewann zum Beispiel 2014 die iranisch-stämmige Maryam Mirzakhani als erste Frau die Fields-Medaille, welche quasi als der Nobelpreis der Mathematik gilt.

„Wer eine Lese-Rechtschreib-Schwäche hat, ist weniger intelligent!“

Auch hierzu hat Dr. Lorenz Huck eine klare Antwort parat: „Schwierigkeiten im Lesen, Schreiben und Rechnen […] haben mit der Intelligenz nichts zu tun. Das heißt, wenn ein Kind eine Lese-Rechtschreib-Schwäche hat, kann es gleichzeitig hochintelligent, durchschnittlich intelligent, oder nicht ganz so intelligent sein. […] Es besteht natürlich ein Bisschen ein Zusammenhang, weil die Intelligenztests ja immer unter der Hand auch das Lesen-, Schreiben- und Rechnen-Können mit testen aber kein starker Zusammenhang!“

„Musik hilft beim Lernen!“

Ob Musik hören das Lernen unterstützt, ist eine interessante Frage zu der es eine recht uneinheitliche Datenlage gibt. Wahrscheinlich hängt es sehr stark vom Kontext ab. Beispielsweise gut erforscht, ist der sogenannte „Mozart-Effekt“. Demnach führt klassische Musik zu hören tatsächlich zu einer erhöhten Leistungsfähigkeit. Dies ist allerdings an bestimmte Bedingungen geknüpft. So ist die Leistungsfähigkeit dann am größten, wenn räumliches Denken gefragt ist. Außerdem sollte die klassische Musik als angenehm und anregend empfunden werden. Relativ eindeutig ist jedoch, dass laute Musik beim Lernen stört und textlastige Musik bei sprachlichen Aufgaben stört.

„Traubenzucker hilft bei der Konzentration!“

Dieser Mythos basiert wahrscheinlich auf der Tatsache, dass das Gehirn ausschließlich den Einfachzucker Glucose als Energielieferant nutzt. Aus Glucose besteht so auch der im Handel erhältliche Traubenzucker. Wenn man etwas längere Zeit unterzuckert ist, stellt man unter anderem auch Konzentrationsstörungen fest. Das Glucosemangel zu Konzentrationsstörungen führt, rechtfertigt aber noch lange nicht den Schluss, dass Zucker essen die Konzentration fördert. Wer einen ausgeglichenen Blutzuckerspiegel hat, dem nützt zusätzlicher Traubenzucker nichts. Es ist sogar so, dass häufiger Zuckerkonsum den Blutzuckerspiegel dauerhaft erhöhen kann und dem Gehirn schadet.

„Erst die Arbeit, dann das Vergnügen!“

Die Leistungs-Höhepunkte der meisten Menschen liegen tatsächlich am Vormittag. Danach folgt meist ein Mittagstief und ein Zwischenhoch am frühen Abend. Nichtsdestotrotz gibt es individuell starke Unterschiede. Es gibt die Frühtypen, sogenannte „Lerchen“, und Spättypen, die „Eulen“. Lerchen haben ihr Leistungshoch eher morgens und Eulen mehr am Abend oder in der Nacht. Besonders Eulen finden daher den Spruch „erst die Arbeit, dann das Vergnügen“ nicht passend. So haben schon manche Eltern die Erfahrung gemacht, dass ihr Kind die Hausaufgaben im Vergleich zu direkt nach der Schule, am Abend wesentlich konzentrierter und schneller bearbeiten können. Es gibt also nicht den einen richtigen Zeitpunkt oder die eine richtige Reihenfolge.

Es gibt mit Sicherheit noch viele andere Mythen und Vorurteile, mit denen wir uns in Zukunft noch näher auseinandersetzen können. Wir freuen uns, wenn wir bis hier hin schon mit dem ein oder anderen Vorurteil oder Mythos aufräumen konnten! Wenn Sie gerne mehr zum Thema Lernen, Lernschwierigkeiten und Lerntherapie erfahren möchten, empfehlen wir Ihnen sich mit unserem Ansprechpartner des Duden Institut für Lerntherapie in Aachen in Verbindung zu setzen!

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